Il Maresciallo – ein Agriturismo in Kalabrien

Heute mittag werden wir überraschenderweise in Il Maresciallo sein, einem Agriturismo in Italien, genauer in Kalabrien. Doch nicht so schnell. Unser Startpunkt heute ist Crotone an Kalabriens Adriaküste. Viele von euch kennen sich in Italien gut aus. Doch wer von euch kennt diese Gegend soweit im Süden? Könnte man über die Adria schauen, sähe man Korfu und die Grenze zwischen Albanien und Griechenland. Alle Autobahnen sind weit weg. Wir fahren gemütlich entlang der Küste Richtung Norden und wann immer möglich benutzen wir die kleinen weißen Straßen auf unserer Michelin-Karte, die oft ganz direkt am Meer entlang führen. Hier und da halten wir, trinken einen Espresso und genießen diesen wunderbaren, warmen und wolkenlosen Tag.

Irgendwann unterwegs im Niemandsland kommt es, das Hungergefühl. Das bedeutet dann, abbiegen und einen schönen Picknickplatz direkt am Wasser suchen. Denn wir wollen Meerblick beim Essen und vielleicht sogar Sand unter den Füßen spüren. Von diesem Ziel waren wir etwa noch 500 m entfernt, als wir ein Hinweisschild sahen:

 

Agriturismo Il Maresciallo

Spontan fahren wir hin. Denn ein Agriturismo hier im Süden verspricht nach unserer Erfahrung oft eine Stellplatzmöglichkeit oder gar gute Produkte, die man direkt ab Hof kaufen kann. Und so stehen wir wenige Minuten später auf der kleinen Farm von Giuseppe.

Im ersten Moment scheint niemand da zu sein. Es gibt einen kleinen Olivenhain mit tatsächlich ein paar Stellplätzen für Wohnmobile. Eines steht sogar dort und ein Biker hat sich mit seiner Harley auch hierher verirrt. Im Eingangsbereich steht ein größeres Haus, dem sich ein wunderschöner Sitzbereich angliedert. Es wirkt wie ein Restaurant, sehr schön gestaltet mit Sitzgruppen aus Holz unter einem Laubdach aus Weinreben. Wir waren sprachlos. Gerade erst staubte unser Geländewagen über karge Pisten in ebenso trockener Landschaft und jetzt das hier. Das Gelände wirkte wie eine Oase in der Wüste.

Giuseppe Fazio

Ein Traktor kommt um die Ecke. Ein freundlicher Süditaliener begrüßt uns mit breitem Grinsen. Wir haben Glück, Giuseppe spricht ein bisschen Englisch, was selten vorkommt in dieser Gegend. Sagen wir Giuseppe spricht etwa so gut Englisch wie wir Italienisch, doch ihr glaubt nicht, wie gut man sich unterhalten kann, wenn man noch Hände und Füße dazu nimmt. Als erstes führt uns Giuseppe zu einem Baum in der Nähe, an dem große dunkle wie riesige Brombeeren aussehende Früchte hängen und lädt uns zum Probieren ein. Es ist ein Maulbeerbaum. Mit zunehmender Verzückung verfärben sich unsere Finger und Giuseppe nimmt das zum Anlass kurz zu verschwinden. Zurück kommt er mit einem Glas frischer Maulbeermarmelade. Dreimal dürft ihr raten, ob das die Reise überlebt hat.

Azienda Agrituristica Biologica Il Maresciallo

Hört sich gut an oder? So steht es auf Giuseppes Flyer, den er uns später noch mitgibt. Und sein Slogan:

La nostra unica partner: Madre Natura!

I prodotti tipici locali biologici preparati con tutto quello che la terra offre

Was das bedeutet, zeigt er uns anschließend: seinen großen Gemüsegarten. Hier ist wirklich alles Bio. Je mehr wir uns für seinen Garten begeistern, desto mehr fängt Giuseppe an zu ernten. Wir bekommen die größten und aromatischsten Gemüsezwiebeln, Auberginen, Tomaten und sogar ein paar ungespritzte Orangen. Der Geruch in unserem Auto wird uns noch lange an diesen Besuch erinnern. Eine Gemüsezwiebel, zumindest ein süditalienische, kann bis zu 1 kg schwer werden, schwärmt Giuseppe. Die Kartoffeln lehnen wir dann dankend ab. Die Kapazitätsgrenze unseres Autos an Proviant ist langsam erreicht.

Natürlich gibt es außer Gemüse eigenen Wein, Orangen und Olivenöl und natürlich selbstgemachte Marmeladen. Wer hierher kommt, sollte also ein bisschen Kleingeld mitbringen.

Die traditionelle Küche Kalabriens auf Il Maresciallo

Wenn ihr glaubt, das war jetzt alles, weit gefehlt. Als wir erwähnten, dass wir ja ursprünglich nur einen Picknickplatz für unsere Mittagspause suchten, lud uns Giuseppe sofort ein, doch den herrlichen Freisitz seines kleinen Ristoros, wie er es nennt, zu benutzen. So entstand noch eine herrliche und unterhaltsame Siesta. Wir deckten den Tisch mit Salami, Brot und Oliven und Giuseppe spendierte einen halben Liter Vino Rosso della Casa dazu.

Im Gespräch erschloss sich jetzt so langsam die Dimension dieser schönen Oase im Niemandsland Kalabriens. Tatsächlich sitzen wir hier in einem Restaurant, in dem es genauso Bio und alles frisch zubereitet traditionelle landestypische Küche gibt. Wir sind in einem Familienbetrieb und das Restaurant ist das Refugium der Ehefrau und der Mutter. Leider, leider nur am Wochenende geöffnet. Hier hätten wir uns zu gerne mal einen Abend verwöhnen lassen.

Hier ein Auszug aus der Speisekarte, in Italienisch klingt das besser als deutsche Übersetzungen wie z.B. Sardellensalat oder Karottenfleisch:

„Da non perdere sono i nostri piatti tipici come le melanzane ripiene alla cariatese, i ricchi piatti delle paste fatta in casa, la soppressata (salame calabrese  stagionato di forma schiacciata), la sardella salata, la pitta ccù ri jiti, le olive alla cebere e infine per chi ama l’insolito si consiglia di scegliere la carne alla carriola.“

Il Maresciallo ist auch ein schöner Agricampeggio

Neben ein paar Zimmern im Haus ist der Platz unter den steinalten Olivenbäumen tatsächlich eingerichtet mit Strom für Camper, Wohnmobile oder Geländewagen mit Dachzelt. Giuseppe zeigt uns auch noch einen supersauberen Sanitärraum mit zwei warmen Duschen und Möglichkeiten zum Geschirrspülen. Wenn wir nicht andere Pläne hätten, würden wir jetzt hier glatt stehen bleiben. 

 

Lucky Ways – Begriffe:

Agriturismo in Italien ist vergleichbar mit Ferien auf dem Bauernhof, einem Landgut oder Weingut. Ein Agriturismo bietet mehrere Zimmer an, in der Regel mit Frühstück, oft auch mit Halb- oder Vollpension. Dann gehört meistens auch ein Restaurant oder in Italienisch Ristorante oder Ristoro mit dazu. Die eigenen Produkte stehen überwiegend auch zum Verkauf ab Hof.

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Wenn, so wie hier auch Plätze für Camper, Wohnmobile, Biker oder Zelte, natürlich auch Dachzelte vorhanden sind, nennen es die italiener Agricampeggio, in Deutsch also eine Form von Camping oder angegliedertem Campingplatz. So ein Stellplatz hat oft eine Stromversorgung und einen Sanitärraum mit ein bis zwei Duschen
und Toiletten.

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Zum Meer und den endlos schönen Stränden sind es von hier etwa 500 Meter. Und wie uns Giuseppe noch erzählt, sind die Strände so lang und einsam, dass sogar Reiter hier ausgiebig auf ihre Kosten kommen. Und wer lieber wandern will, der fährt ca. 80 km und ist mitten im Sila Nationalpark.

Für eine Nacht auf dem Platz würden wir zu zweit mit Geländewagen und Dachzelt 15 € bezahlen. Das ist natürlich der Preis für die Nebensaison. Ich finde, da kann man nichts sagen.

Wo sind wir eigentlich?
Wie erreicht man Il Maresciallo?

Erst später schauen wir auf die Karte und stellen fest, wir befinden uns ein paar km vor einem kleinen Ort namens Cariati. Crotone, die nächst größere Stadt liegt etwa 60 km hinter uns. Autobahnen sind weit weg und der nächste Flughafen ist Lamezia Terme Airport etwa 150 km entfernt. Alles klar? Die beste Reiseform, um hierher zu kommen, ist somit der Geländewagen mit Dachzelt, ok ein normales Auto, ein Mietwagen oder ein Camper tut’s auch.

Wir geben euch daher am besten die Koordinaten:

 

Lucky Ways – Tipp:

Azienda Agrituristica Biologica di Giuseppe Fazio

Villari Cariati Marina – Italien

Tel.: +39 0983 91416 oder mobil 339.3503148

Koordinaten: 39°28’42.3″N 17°00’33.6″E

Wer möchte kann sich zur Musik von Van Morrison – Into the mystic hier inspirieren lassen.

 

Nach unserer ausgedehnten Mittagspause verabschieden wir uns von Giuseppe als wären wir bereits alte Freunde. Und wir versprechen ihm, wiederzukommen, wann immer wir wieder in Kalabrien sind.

Ein schönes Erlebnis – ein schöner Tag – eine tolle Bekanntschaft wieder einmal mit einem interessanten und zuvorkommenden Süditaliener – la dolce Vita.

Italien im Mai – ein Rausch der Sinne

Hier geht es zur Übersicht zu unserem Roadtrip Italien. Wir sind sehr interessanten Menschen begegnet und haben schöne und besuchenswerte Locations gefunden, Orte die uns inspiriert haben und die wir gerne empfehlen.

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