Die Tour:
Zweitälersteig 5. Etappe (ohne Hohenhäuser – Kreuzmoos)
Kreuzmoos – Hohe Eck – Schillinger Berg – Tännlebühl – Gscheid – Lindenbühl – Kandelblick – Kastelburg – Waldkirch – Altersbach
Länge 18 km
Da wir die ersten 4 und einen Teil der 5. Etappe des Zweitälersteigs bereits gelaufen sind, fehlte uns noch dieses Teilstück des grandiosen Rundwegs. „Der Zweitälersteig ist kein Spaziergang, sondern zählt zu den anspruchsvollen Wanderwegen. Tagesetappen mit bis zu 1.200 Höhenmeter und bis 26 km Länge sind nur mit guter Kondition zu bewältigen und Abstiege bis zu 1.500 Meter erfordern kräftige Beine. Wir empfehlen daher, den Steig erst ab 16 Jahren zu erwandern.“ – soweit die aktuelle Tourinfo auf www.zweitaelersteig.de
Wir sind die anderen Etappen auch mit Trekkingrucksäcken gelaufen und kennen daher die Herausforderung. Der heutige Tag ist allerdings mehr Abstieg als Aufstieg, die Tour beginnt bereits am höchsten Punkt. So sehen wir der Strecke zuversichtlich entgegen.
Zunächst brauchen wir etwas Planung. Es ist Wochenende. Einkaufsmöglichkeiten hätten wir am heutigen Samstag sicher noch in Waldkirch, jedoch nicht in der Innenstadt und zum Supermarkt müsste man 3 km Umweg zum Stadtrand einplanen, keine gute Idee mit schweren Rucksäcken. Außerdem wollen wir heute Abend zelten, also darf die Tour nicht in Waldkirch enden und morgen ist Sonntag, da brauchen wir Tagesproviant. Daraus entwickelten wir dann die Idee, bis zum Hotel Altersbach zu laufen, das hätte gleich einige Vorteile. Hinter dem Hotel fließt der Altersbach, daneben gibt’s Wiesen zum Zelten. Das Hotel hat geöffnet und wir können morgens dort frühstücken und für Sonntag ein Lunchpaket und frisches Wasser mitnehmen. Und ganz wesentlich: Der Kandelaufstieg am nächsten Tag wird bereits ein gutes Stück kürzer. Für heute planen wir auf jeden Fall im Landgasthaus Gscheid zu Mittag zu essen und für den Abend haben wir noch ein Süppchen im Rucksack.
Also los geht´s.
Nach festem Schlaf und leckerem, üppigstem Frühstück im Wanderheim Kreuzmoos auf 709 m Höhe laufen wir um halb neun los und verpassen gleich zu Anfang den Einstieg in den Zweitälersteig. Dieser ist hier nicht identisch mit dem Kandelhöhenweg. Man hätte vom Wanderheim ein paar Meter zurücklaufen müssen, was wir versäumt haben. Woran merken wir den Irrtum? Der Kandelhöhenweg ist auf diesem Stück eine langweilige breite Autobahn, geeignet für Lastwagen zum Windräderbau. Und natürlich an dem fehlenden Zweitälersteig-Zeichen. Doch nach gut einem km wollen wir nicht umkehren. Wir werden später sehen, dass ab dem Schilinger Berg die Wege wieder identisch sind. Wir kommen vorbei an der Bildstein Schutzhütte, ein netter Rastplatz und im Zweifel auch ein geeigneter Schlafplatz.
Die Rucksäcke fühlen sich heute schon deutlich besser an, doch wir optimieren immer noch Gurteinstellungen und Gewichtsverteilung im Rucksack, um die Schultern zu entlasten und Druck auf den Hüften zu vermeiden. Es verspricht ein traumhaft schöner Tag zu werden und so werden wir heute den neuen Polfilter testen, um strahlendes Blau und sattes Grün abzubilden. Auf den Fotos sieht man den Vergleich.
Der Weg nach Waldkirch ist ein langer Höhenrücken, von dem aus wir einen weiten Ausblick ins Elztal haben. Später heißt es dann nahezu permanenter Kandelblick.Die Verspargelung des Schwarzwaldes ist nicht aufzuhalten. Auch auf dem Tännlebühl ist gerade ein Windrad im Bau. Zurzeit ist deswegen der Weg zwischen Eckleberg und Gscheid gesperrt. Doch es ist Wochenende und wird nicht gearbeitet. So ignorieren wir das und laufen weiter. Leider ist der Weg durch Baufahrzeuge ziemlich zerfurcht und unansehlich.
Wir nähern uns dem Gscheid, mit seinem netten Landgasthaus, wo wir Mittagspause machen wollen. Wir kennen diesen Geheimtipp für Wanderer, denn er gehört noch zu unserem häuslichen Einzugsgebiet. Familie Eschle bietet feines badisches Essen in einer urgemütlichen Gaststube und im Sommer sitzen wir gern unter Kastanien im lauschigen Biergarten. Wenn es unten 30 Grad hat, ist es hier bei einem leichten Lüftchen des Elztälers gerade angenehm. Wir behaupten, wenn man die badische Schlemmerplatte mag, bekommt man hier eine der besten. Intensive Gedanken an Wurstsalat mit Bibliskäs und Brägele gemischt mit einem leichten Hungergefühl und dem Verlangen nach einer Pause führen zu einem gleichförmigen kontemplativen Stillschweigen beim Laufen. Umso größer dann die Enttäuschung. Wir sind viel zu früh. Die ersten 6,5 km haben wir um 12 Uhr hinter uns und müssen feststellen, dass das Gasthaus erst ab 14 Uhr öffnet. Also das Lunchpaket raus, Tisch und Stühle dürfen wir benutzen und frisches Wasser bekommen wir auch. Die Enttäuschung teilen wir mit weiteren Wanderern und Motorradfahrern. Und auch nicht schlecht: Der Shuttleservice der Ludinmühle bringt zwei Frauen an ihren Wanderstart zum Wanderheim Kreuzmoos und von dort zurück zur Ludinmühle.
Gestärkt geht es weiter und jetzt mit Vorfreude auf einen schönen Milchkaffee. Unser Weg führt uns über den Lindenbühl ca. 2 km vom Gscheid und hier wissen wir, dass das Berggasthaus Linde garantiert offen hat. Die Linde ist für nicht Ortsansässige ein Geheimtipp. Seit der Inhaber eine Finnin ehelichte, gibt es hier neben vorzüglicher badischer Küche auch eine skandinavische Speisekarte mit Elch und Rentier. Rucksackwanderer wie wir müssen sich ihren Kaffee redlich verdienen, denn die Linde liegt nicht direkt am Weg, sondern etwa 100 m abseits und der Weg hat 18% Gefälle, die den Kaffee im Anschluss sofort wieder in Form von Schweiß durch die Poren presst.
Ab hier heißt es nun Kandelblick. Ein gleichnamiger Aussichtspunkt mit schönem Bänkle verleitet wieder zu ein paar Fotos von schön blühenden Löwenzahnwiesen mit Kandel im Hintergrund.
Über das Sexauer Haseneckle und das Kohlenbacher Eck erreichen wir am späten Nachmittag die Kastelburg. Plötzlich stehen wir vor dem imposanten hohen Turm. Von hier haben wir eine fantastische Sicht über die ganze Stadt und treffen auch genügend Tagesausflügler an, die hier picknickend den Nachmittag verbringen. Gegenüber am Kandelhang können wir unsere heutige Schlafstelle schon ahnen.
Es geht zügig bergab und nach weiteren 1,5 km erreichen wir Waldkirch. Der Weg führt direkt in die Fußgängerzone zum Marktplatz. Doch vorher kommt man am Bahnhof vorbei und wer jetzt noch Proivant braucht: Hier gibt es einen Bäcker, der am Samstagnachmittag geöffnet hat. Wir kaufen noch 250g Brot – für alle Fälle. Waldkirch – Marktplatz – Straßencafé – Schuhe aus – Sandalen an – Toilette – Milchkaffee – Rhabarberkuchen – 1 Stunde Pause – wie schön. Wir sind schon zwei Exoten unter all den Wochenendcitybummlern im chicen Outfit.
Dann wieder rein in die Stiefel und Endspurt bis nach Altersbach. Das liegt auf 470 m und so haben wir noch mal 3 km mit ca. 230 Höhenmetern. Hier teilen sich Kandelhöhenweg und Zweitälersteig wieder. Wir laufen weiter auf dem Kandelhöhenweg. Es geht nur bergauf und wir machen jetzt alle paar hundert Meter eine kurze Trinkpause. Die freundliche Kellnerin aus dem Café hatte uns Gott sei Dank die Flaschen noch mal mit dem besten Waldkircher Wasser aufgefüllt und einen guten Liter haben wir jeder auf dem letzten Stück noch gebraucht. Altersbach kennen wir von früheren Wanderungen, wir fragen, ob wir auf der Wiese nebendran zelten können und ob es morgens vielleicht ein Frühstück gäbe. Beides wird bejaht und so suchen wir uns eine ebene Stelle am Wasser.
Perfektes Timing. Es ist 19 Uhr und gegen neun wird es dunkel. Auf unsere Suppe haben wir gar keine Lust mehr, essen nur noch die letzten Brötchen vom Lunchpaket. Die letzten km waren doch recht anstrengend. Wir haben immer noch knapp 20 Grad, da ist der Bach mit recht kaltem Wasser gerade die richtige Erfrischung. Das Zelt steht wie immer in kürzester Zeit, wir schließen noch das Gatter zur Schafweide und um halb neun liegen wir erschöpft im Schlafsack. Es war wieder ein toller Tag.
Gesamtlänge der Strecke: 18 Kilometer
Höhenmeter: ca. 650 m Aufstieg, ca. 800 m Abstieg,
Kreuzmoos 709 m – Gscheid 450 m – Waldkirch 270 m – Altersbach 470 m
Wegzeichen: Kandelhöhenweg (weißes K auf roter Raute) und Zweitälersteig
Dauer mit Pausen: 10 Std.
Einkehrmöglichkeiten:
Landgasthaus Gscheid nach 6,5 km, Berggasthaus Linde nach 8,3 km, in Waldkirch nach 15 km, Hotel/Restaurant Altersbach nach 18 km
Highlights:
Der Zweitälersteig an sich.
Badische Schlemmerplatte im Landgasthaus Gscheid – wenn es denn auf hat.
Berggasthaus Linde – badische und skandinavische Spezialitäten
Grandiose Ausblicke ins Elztal und natürlich der Kandelblick
Die Kastelburg mit vielen Informationen zur mittelalterlichen Geschichte
Hotel/Restaurant Altersbach – mehr dazu im nächsten Artikel