Länge 15 km – Gasthof Altersbach – Albinhütte – Großer Kandelfelsen – Thomashütte – Kandel – Disselhäusle – Brandeck – Sägendobel – Haldenhof – St. Peter
Früh um 7 Uhr waren wir auf – das Wecken erfolgte wieder durch das pünktlich einsetzende Vogelkonzert. Waschen am Bach und Zeltabbau. Pünktlich um 8.15 saßen wir in der Gaststube vom Gasthof Altersbach. Die Wirtsleute waren sehr nett und enorm bemüht, uns ein tolles Frühstück zu zaubern, der Kachelofen verbreitete wohlige Wärme und es roch nach Sonntagmorgen. Wie geplant bekamen wir auch ein leckeres Lunchpaket.
Ursprünglich wollten wir hier auch ein Teilstück auf dem Zweitälersteig laufen, dessen 1. Etappe von Waldkirch über den Kandel Richtung Platte und Zweribergwasserfälle führt. Doch wie schon am Vortag machten wir bei unserer Planung den Denkfehler, dass der Zweitälersteig mit dem Kandelhöhenweg identisch verliefe. Das ist nur teilweise der Fall. Der Zweitälersteig ist noch recht jung und in den aktuellen Wanderkarten noch nicht integriert. Schon gestern in Waldkirch wussten wir, dass es sich zum Kandel hinauf um unterschiedliche Wege handelte und da wir uns für die Übernachtung beim Gasthof Altersbach entschieden hatten, verlief unsere Tour anders.
Während der Zweitälersteig über den Baumkronenweg und die Schwarzenberghütte auf schönen Pfaden zur Thomashütte führt, ging unsere Tour über den Rotwasserweg – breit – langweilig – unspektakulär. Wir hätten auch noch den Damenpfad wählen können, ebenfalls ein sehr schöner Aufstieg, aber den kannten wir schon. Also Rotwasserweg – Albinhütte – Serpentinenweg bis zum großen Kandelfelsen. Entsprechend gelaunt und wortkarg bewältigten wir Höhenmeter für Höhenmeter, rund 600 in 2,5 Std. und nach knapp 5 km hatten wir die Thomashütte erreicht.
Hier empfiehlt sich eine längere Pause, denn man wird mit einem wunderschönen Panoramablick belohnt. Leider ist es heute sehr diesig und auf Fotos sieht man nicht viel. Bei guter Sicht allerdings kann man hier über das Glottertal und den Rosskopf bis nach Freiburg sehen. Auch Höllental und Vogesen lassen sich dann erahnen.
Wir haben Glück und Tisch und Bank vor der Thomashütte sind gerade frei. Für einen Moment scheint es, als wären wir allein und können ein paar Stativfotos machen. Doch der Schein trügt und innerhalb von Minuten füllt es sich am Aussichtspunkt mit Bikern und Wanderern. Unsere großen Rucksäcke erregen Aufmerksamkeit und während wir vespern, müssen wir erzählen, was wir so vor haben. Bei selbstgemachtem Tee, Käsebrot und Apfel berichten wir von unserem Ziel, dem Bodensee. Die andern Wanderer konnten es kaum glauben, was wir alles dabei haben und wie lange wir gehen wollen.
Weiter geht´s. Es ist kurz nach 13 Uhr. Endspurt zur Kandelpyramide. Der Milchkaffee im Berggasthaus Kandelhof motiviert uns für die letzten 20 Höhenmeter. Und dann passiert, was keiner von uns für möglich gehalten hätte. Der neue Leki-Carbonstock von Dagmar bricht. Etwas präziser ausgedrückt: Das innen laufende High-Performance-Seil, das den Stock zusammenhält und für die Spannung sorgt, ist gerissen. Keinerlei Reparatur möglich. Fluchend wie ein Rohrspatz bewältigt Dagmar die letzten Meter zur Kandelpyramide, einhändig, bzw. einstöckig, mit letzter Kraft und stinksauer. Das Gute, es sind nur noch 20 Höhenmeter, das Ungute, es liegen noch 11 Tage vor uns und es ist Sonntag.
Ich lasse Dagmar sich erstmal etwas abreagieren und fotografiere ein paar Gleitschirmflieger, die heute, an diesem schönen Tag voll auf ihre Kosten kommen. Wind, Temperatur, wolkenloser Himmel, es scheint alles zu passen. Ein Anblick ästhetischer Schönheit.
Am Kandelhof beraten wir bei einem Milchkaffee, was wir tun können. Heute sicherlich nichts. Eine weitere Möglichkeit wäre, morgen einen Abstecher mit dem Bus nach Freiburg zu machen und die Stöcke direkt beim Sport Kiefer umzutauschen. Das allerdings würde uns die ganze Tour durcheinanderbringen. So entschieden wir, in St. Peter oder St. Märgen nach einem Sportgeschäft zu suchen, um neue Stöcke zu kaufen. Doch wie einhändig mit 19 Kilo auf dem Rücken sicher gehen? Dagmar fackelt nicht lange und kurzentschlossen wird aus einem eleganten Weidenstämmchen ein Wanderstab und mit dem geht’s weiter.
Der Weg ist superschön sonnig und geht jetzt vor allem bergab, was uns gut tut. Wir nehmen nicht den Kandelhöhenweg mit der roten Raute und weißem K, sondern laufen die gelbe Raute Richtung St. Peter, vorbei am Disselhäusle, Richtung Brandeck. Ist etwas kürzer, viel sonniger und mit tollen Fernblicken. Und wir sind schon wieder 100 Höhenmeter tiefer.
Immer wieder machen wir Pause und genießen die schöne Nachmittagsstimmung und den Ausblick. Kurz nach 17 Uhr und nach knapp 6 km, vom Kandelhof gerechnet, erreichen wir Sägendobel, einen Ort, der seinen Namen verdient. Er scheint nur aus Sägewerk und den dazugehörigen Bewohnern zu bestehen. Weiter führt uns der Weg jetzt auf asphaltierten Landwirtschaftswegen am Haldenhof vorbei immer Richtung St. Peter. Und schon bald sehen wir unser heutiges Ziel vor uns, den Campingplatz Steingrubenhof am Ortsrand von St. Peter. Er liegt fast direkt am Weg.
Es ist kurz vor 18 Uhr. Das angegliederte Restaurant Waldcafé schließt um 6. Doch es ist voll, viele sind noch am essen und so haben wir Glück. Spargel ist leider aus, aber wir bekommen noch ein vernünftiges SchniPoSa.
Während Dagmar auf´s Essen wartet, mache ich unseren Zeltplatz klar. Es ist überwiegend ein Caravan und Wohnmobilstellplatz. Doch es gibt eine schöne Zeltwiese mit überdachter Picknickbank. Außer uns ist nur noch ein Ehepaar aus Kempten dort, die auf Kanutour unterwegs sind. Also eine chillige Angelegenheit.
Zum Duschen braucht man Münzen (Wasserlaufzeit 3 Minuten, man kann zwischendurch abstellen!). Das 3-Minuten-Sparprogramm reicht vollkommen aus.! Frühstück gibt es auf diesem Platz nicht und das Restaurant nebendran hat Montags und Dienstags Ruhetag.
Gegen 19.30 Zeltaufbau, duschen und wieder sind wir mit dem Dunkelwerden im Schlafsack. Erschöpft, doch langsam an die Rucksäcke gewöhnt. Ein superschöner warmer Tag, den wir ohne Jacke laufen konnten.
Gesamtlänge der Strecke: 15 Kilometer
Höhenmeter: ca. 765 m Aufstieg, ca. 500 m Abstieg,
Gasthaus Altersbach 475 m – Thomashütte 1025 m – Brandeck 927 m – St. Peter – Steingrubenhof 775 m
Wegzeichen: Kandelhöhenweg (weißes K auf roter Raute) , Zweitälersteig, gelbe Raute
Dauer mit Pausen: 8 Std.
Einkehrmöglichkeiten:
Hotel/Restaurant Altersbach, Berggasthaus Kandelhof nach 5 km (alternativ Kandel-Berghotel), Restaurant Waldcafé nach 15 km
Highlights:
Hotel Restaurant Altersbach – sehr nette und bemühte Wirtsleute
Thomashütte kurz vor dem Gipfel – grandioser Ausblick
Kandelpyramide und Gleitschirmflieger
Berggasthaus Kandelhof – schöne Sonnenplätze, leckerer Erbseneintopf + diverse Kuchen
Restaurant Waldcafé, St. Peter, direkt am Campingplatz
Camping Steingrubenhof, Haldenweg 3, St. Peter, – empfehlenswert