Länge 18 km – Doldenbühl – Wildmoos – Fahrenberger Höhe – Eckershäusle – Weißtannenhöhe – Fürsatzhöhe – Titisee – Saig – Hochfirst – Hierabrunnen
Was wir morgens noch nicht wussten: Dieser Tag wird es noch richtig in sich haben. Es war die einzige Etappe der Tour, bei der wir uns verplant hatten, besser gesagt, wir hatten zu kurz geplant. Als Tagesziel hatten wir uns den Campingplatz Terassencamping Sandbank direkt am Titisee ausgeguckt, sehr schön gelegen, warme Duschen, einen Kiosk für frische Brötchen und ein Restaurant dabei. Dafür wären wir sogar einen Umweg gelaufen, weil er nicht direkt an der geplanten Route liegt. Doch wie wir später telefonisch erfuhren. Der Platz war zwar schon seit Anfang April offen, jedoch war Renovierung wegen Wasserschadens angesagt, also kein Restaurant, kein Kiosk, allenfalls eine Dusche und wir brauchten heute neue Verpflegung! Und zu kurz geplant hieß, bis Titisee sind es nur 13 km plus das Stück bis zum Campingplatz. Also werden wir uns heute noch etwas mit Umplanung der Tour beschäftigen.
Aber erstmal zurück zum Gasthaus zum Kreuz. Es ist es sehr kuschelig und der Nachteil eines Zimmers ist ganz klar. Man kommt deutlich langsamer raus, das Frühstück ist lecker und so wird es 9 Uhr bis wir starten. Was schon der Blick aus dem Fenster verriet, es ist schweinekalt und als wir loslaufen gerade mal 2 Grad, also dick anziehen. Wir sind 1035m hoch.
Es geht gleich bergan Richtung Thurner. An der Weggabelung Süßes Häusle folgen wir von nun an der roten Raute. Wir sind auf dem Westweg und bleiben auf diesem bis Titisee. Immer schön in der Morgensonne am Waldrand entlang des Thurner Panoramarundwegs erreichen wir schon nach einem km Doldenbühl Schanze. Obwohl wir im Skigebiet Thurner unterwegs sind, hat Schanze hier mit Skispringen wenig zu tun sondern einen geschichtlichen Hintergrund. Schanzen wurden Ende des 17 Jhdts. vom Türkenlouis als Befestigungsanlagen zur Sicherung der Schwarzwaldpässe errichtet und Reste davon sind hier erhalten geblieben.
Ein schöner Blick ins Jostal verleitet uns dazu, ein paar Fotos mit Stativ und Fernauslöser zu machen. Schließlich wollen wir ja auch mal beide auf dem Foto sein. Dann geht’s weiter über Wildmoos zur Fahrenberger Höhe. Das schöne heute ist, wir laufen gemütlich auf der Höhe, es sind bergauf keine 200 Höhenmeter zu überwinden. Und jetzt wird’s interessant. Ein einladender gerader, breiter Kiesweg führt uns zwischen Wiesen de Buckel nuf, kalter Wind pfeift uns um die Ohren. Wir dachten schon, wie langweilig, dazu noch ungemütlich und plötzlich: Plötzlich haben wir den Feldberg direkt vor der Nase. Feldbergblick, Feldbergblick, Feldbergblick…wir können uns gar nicht sattsehen… und fotografieren.
So ganz nebenbei gibt’s da auch noch Breitnau, St. Peter und St. Märgen zu sehen und kaum erwähnenswert, so ein Platz kommt natürlich nicht ohne Designerbank aus, nennt sich Landsitz am Westweg. Die Idee: Einzigartige Landschaft verbindet sich mit außergewöhnlichem Design und eröffnet dem Betrachter neue Perspektiven und ein besonderes Landschaftserlebnis. Das Design: Die Welle symbolisiert Berg und Tal und ist dem Logo der Hinterzarten Breitnau Tourismus GmbH nachempfunden. Der Künstler: Wolf Zoege von Manteuffel. Klingt doch sehr edel. Uns Marketingleuten gefällt das und wir geben ein Daumen hoch.
Weiter geht’s mit Feldbergblick und schönster Aussicht. Ab Eckershäusle verläuft der Westweg dann wieder durch den Wald. Wir wagen es kaum auszusprechen. Es ist Mittag und erst jetzt begegnen uns die ersten Wanderer mit Rucksäcken, die den Westweg Richtung Basel laufen und zwei Biker. Bei der Weisstannenhöhe, 1192m, haben wir den höchsten Punkt zwischen Thurner und Titisee erreicht. Bei der Fürsatzhöhe liegt das Wanderheim Berghäusle, übrigens die einzige Einkehrmöglichkeit bis Titisee, geführt von einer Kölnerin. Perfekt. Es ist Mittag, die Sonne scheint, die Terrasse ist geöffnet. Alle Wanderer treffen sich hier und es kommen sogar Leute mit dem Auto zum Essen. Kann also nicht verkehrt sein. Wir machen eine lange Pause. Und was isst man im Schwarzwald im April? Natürlich frische Bärlauchsuppe!
Wir machen uns langsam Gedanken um den Rest des Tages. Noch 4,5 km bis Titisee. Wir werden also bereits nachmittags da sein. Sollen wir bleiben oder weitergehen? Andere Campingplätze sind alle zu weit weg von der Tour. Wir tendieren zu weitergehen, vor allem, weil das Wetter so schön ist. In Titisee wollen wir das Ziel festlegen. Wo finden wir einen guten Platz zum Campen in der freien Natur?
Die Strecke nach Titisee ist einfach nur toll. Schönstes Schwarzwaldpanorama und als Highlight Blick auf Hinterzarten und Sprungschanze.
Bergab über schöne Matten vorbei an prächtigen Bauernhöfen, durchlaufen wir die Unterführung B 31 und hinein nach Titisee. Zur besten Kaffeezeit laufen zwei bepackte Rucksackwanderer neben flanierenden Sonnenhungrigen zum Ufercafe, ergattern noch einen Platz, weil selbstverständlich andere sofort gehen und genießen schönstes Seepanorama bei selbstgebackenem Kuchen und einer Riesenschale Milchkaffee. Ist das Leben nicht schön? Ich telefoniere kurz mit meiner Schwester. Stuttgart ist kalt und neblig.
Zunächst mal sind wir jetzt hier endlich auf dem Querweg Freiburg Bodensee, den wir bis Konstanz wandern wollen. Rot-Weiße Raute auf gelbem Hintergrund. Von der Weißtannenhöhe nach Titisee ging es 350m runter, jetzt müssen wir Richtung Hochfirst ziemlich steil wieder fast 300 Höhenmeter rauf. Erstes Ziel ist Saig und ab jetzt immer potenzielle Übernachtungsplätze im Blick. Bis Saig Waldhaus sind es 2,5 km. 17.30 Uhr sind wir da. Saig ist ein sehr schönes Hochtal. Wir sind bereits wieder auf 1032 m. Das Cafe Waldhaus wurde wohl aufgegeben. Ich erkunde ohne Rucksack die Gegend, aber nirgends ein geeigneter Platz, um halbwegs ungestört unser Zelt aufzustellen und uns fehlt immer noch Proviant. In Titisee haben wir keinen Bäcker gefunden. Da empfiehlt uns ein Jogger, doch noch bis zum Hochfirst aufzusteigen, in 20 Minuten wären wir dort. Das machen wir mangels Alternativen, beschließen oben im Gasthaus zu essen und daneben zu zelten. Würde auch von der Zeit her gut passen. Doch der km hat es in sich. Aus den 20 Minuten wurde mit unseren schweren Rucksäcken nichts. Erst kurz nach sieben waren wir oben. Wir kamen an einer Absprungschanze für Gleitflieger vorbei, hatten tolle Aussicht und malten uns auf den letzten Metern zum Gasthaus schon das Abendessen aus.
Doch dann passiert das Unvorhergesehene, mit dem man immer rechnen muss. Erstens: Das Gasthaus hat Di Ruhetag, das haben wir vorher nicht gecheckt, denn es hat keine Website. Und da standen wir nun mit knurrendem Magen, entsprechender Erwartungshaltung und kurz vor dem Dunkelwerden. Zweitens: Das Gasthaus hat einen sehr mürrischen Wirt. Der macht uns erst nach längerem Klopfen auf, verkauft uns dann aber tatsächlich für 2 € noch 4 Scheiben Brot und füllt uns leicht genervt noch unsere Wasserflaschen mit Leitungswasser auf. Sein Tipp: Übernachtung in einer Schutzhütte, ca. 20 Minuten entfernt. Den Zeitangaben stehen wir mittlerweile kritisch gegenüber, Bis zum Hierabrunnen brauchen wir 50 Minuten. Es ist 20 Uhr und in einer halben Stunde ist es dunkel.
Doch wie heißt es so schön: Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
Am Hierabrunnen steht eine Schutzhütte, davor ein kleiner Rasenplatz für unser Zelt. Ein Brunnen mit fließendem Wasser und Tisch und Bänke zum Essen.
Fast perfekt, wenn da nicht die Kälte wäre. Müde und hungrig, aber schnell und routiniert bauen wir bei -2 Grad das Zelt auf und richten uns ein. Warme Suppe und Tee lassen uns draußen noch ein paar Minuten überleben und dann ab in den Schlafsack.
Und jetzt die Überlebensfrage: Was glaubt ihr? Zieht man im Schlafsack kaum was an oder lässt man Unmengen an Klamotten an, weil man glaubt zu frieren? Dagmar und ich waren da sehr widersprüchlicher Meinung. Ich schlief mit nur einem dünnen T-Shirt. Schlafsack zu und Kapuze auf. Da hat sich ein sehr kuscheliges Wärmepolster aufgebaut und ich habe bombig geschlafen. Dagmar schlief mit drei Schichten Kleidung und dicken Socken…. Und hat gefroren wie ein Schneider. (Kommentare hierzu ausdrücklich erwünscht)
Ich glaube, es war deutlich die kälteste Nacht mit Temperaturen vermutlich bei -6 Grad. Aber schee wars trotzdem.
Gesamtlänge der Strecke: 18 Kilometer
Höhenmeter: ca. 200 m Aufstieg, ca. 350 m Abstieg bis Titisee, dann noch mal 300 Aufstieg bis Hochfirst,
Gasthaus Zum Kreuz 1035m – Weißtannenhöhe 1192 m – Titisee 848m – Hochfirst 1190m – Hierabrunnen 1115m
Wegzeichen: Westweg (rote Raute) , Querweg Freiburg Bodensee (Rot-Weiße Raute auf gelbem Hintergrund)
Dauer mit Pausen: 11 Std.
Einkehrmöglichkeiten:
Wanderheim Berghäusle nach ca. 8,7 km, Gasthaus Heiligbrunnen, Di Ruhetag, 400m vom Wanderheim entfernt, Ufercafe Titisee nach 13 km, Einkehrmöglichkeiten in Saig, Gasthaus auf dem Hochfirst nach 15,5 km, ebenfalls Di Ruhetag
Highlights:
Fehrenbacher Höhe – Feldbergblick
Wanderheim Berghäusle, sehr nette Sonnenterrasse, selbstgemachte Bärlauchsuppe
schönstes Schwarzwaldpanorama mit Sprungschanze Hinterzarten vom Wanderheim nach Titisee
Ufercafé, Seepromenade Titisee, schöne Location, guter Kuchen, Selbstbedienung
Terrassencamping Sandbank, Titisee Hochschwarzwald, idyllisch am See gelegen
Saig – idyllisches Hochtal
Hierabrunnen – schöner Picknickplatz – wenn nicht gerade ein Zelt da steht
Ohhh Mann, auf diesen mürrischen Gastwirt hätte ich ja gekonnt. Tssss! Immerhin habt ihr das Beste daraus gemacht und habt die Nacht überstanden. Der Eine gut, die andere weniger gut.
Die Schlafsackfrage: Ich wäre leicht bekleidet in den Schlafsack geschlüpft und hätte meine Kleidung als zusätzliche Decke benutzt.
Hallo Annik, was uns nicht umbringt, macht uns nur härter. 🙂 Gilt für Menschen und Material.