Immer mal wieder sprachen wir über die Idee, einfach aus der Haustür heraus in den Urlaub zu laufen, so quasi unseren persönlichen Jakobsweg. Als das Wetter schon im März immer besser wurde, konkretisierten sich unsere Pläne. Schließlich wollten wir autark sein und das Zelt mitnehmen. Die Kameraausrüstung… hatte sich inzwischen auch um Objektive und Stativ erweitert. Klar war, wir mussten mit dem Gewicht unserer Rucksäcke unter 20 kg bleiben, um den Spaßfaktor zu erhalten und ebenso hat die Erfahrung gezeigt, dass wir unsere Tagesetappen kürzer halten müssen, weil wir mit schwerem Gepäck erstens deutlich langsamer sind als Tagestourenwanderer und weil wir zweitens etwas Muße zum Verweilen oder zum Fotografieren einplanen wollten. Mehr als 15 – 20 km sollten es pro Tag nicht sein. Zum Vergleich: Der Querweg Freiburg Bodensee wird z. B. in 6 Tagesetappen beschrieben, jede deutlich über 20 km und für uns nur mit strengem Zeitmanagement machbar.

Wir planten die Tour ohne Garmin in 14 Tagen und bei den Übernachtungen eine Mischung aus Wildcampen, Campingplatz und Gasthöfen/Hotels:

Tag 1: Ettenheim – Streitberg – Hünersedel – Wanderheim Kreuzmoos

Tag 2: Zweitälersteig 5. Etappe: Gscheid – Kastelburg – Waldkirch und noch bis Altersbach

Tag 3: Kandelhöhenweg: Kandel – Sägendobel – St. Peter

Tag 4: Panoramaweg St. Peter – St. Märgen und weiter zum Thurner – Gasthaus Kreuz

Tag 5: Einstieg E1/Westweg über Doldenbühl – Fürsatzhöhe – Titisee – ab hier: Querweg Freiburg-Bodensee: Hochfirst – Hierabrunnen

Tag 6: Kappel – Haslachschlucht – Wutachschlucht bis Schattenmühle

Tag 7: Wutachschlucht – Wutachmühle – Achdorf

Tag 8: Blumberg – Randen – Riedöschingen – Tengen

Tag 9: auf dem alten Postweg (E1) über Napoleonseck bis Engen (Hilzingen)

Tag 10: Vulkantour von Hilzingen aus: Hohenkrähen, Mägdeberg, Hohenstoffeln

Tag 11: Hohentwiel – Singen – Steißlingen

Tag 12: Möggingen – Mindelsee – Markelfingen (Radolfzell)

Tag 13: Markelfingen – Mindelsee – Marienschlucht – Wallhausen

Tag 14: Dingelsdorf – Litzelstetten – Konstanz

Tag 15 und 16: Genießen in Konstanz

Jetzt wurde es ernst: Nachdem die Tour stand, redeten wir auch drüber und umso mehr davon wussten, umso weniger gab es ein Zurück. Die Meinungen waren recht unterschiedlich. Es gab meist Anerkennung und Respekt. Unser Redakteur von der badischen Zeitung winkte jedoch ab, kein Newswert, das macht heute ja jeder. Wir sollten erstmal gesund ankommen. Im letzten Jahr hatte die Badische groß berichtet, über zwei Ettenheimer, die mit Pferd (für´s Gepäck) über die Alpen zogen. Ja also bei uns sind es nicht die Alpen und wir tragen unser Gepäck auch noch selbst. Also keine Nachricht wert. Anders der SWR. Herr Holtmann von SWR1 rief mich an und brachte einen kleinen Talk in der Abendsendung. Hat uns gefreut. Dennoch waren wir gespannt, wer denn tatsächlich so unterwegs sein würde. Unserem Nachbarn im Business-Look entfuhr nur ein „Waaas, zu Fuß?“, als er hörte, wohin wir denn mit den großen Rucksäcken wollten. Aber ehrlich gesagt: Wir hatten selbst Respekt vor der Tour, denn es würde unsere bislang längste am Stück sein.

Im Vorgriff auf die einzelnen Etappen hier ein kleines statistisches Resümeé:

Tourmonat: April

Zuerst: Wir hatten wahnsinnig Glück mit dem Wetter. Bis auf Karfreitag und Ostersamstag gab es keinen Tag ohne Sonne. Wenn Regen, dann nur Nieselregen, vo ein paar Graupelschauern am Karfreitag abgesehen.

Die Temperaturen lagen zwischen minus 6 und plus 23 Grad. Realfeel bei Wind in den Höhenlagen jeweils 3-4 Grad unter Tagestemperatur. Auf über 1000m nachts unter Null.

Die Länge der Tagesetappen lag zwischen 13 und 20 km, Gesamtlänge ca. 230 km

Anstrengende Aufstiege: Streitberg/Hünersedel – Kandel – Hochfirst – Achdorf/Blumberg

Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit (inkl. aller Pausen) 2-3 km/Std.

7 Zeltübernachtungen , 7 x Gasthof/Hotel

1 Stockbruch

3 gelaufene Blasen (dank Dagmars neuer Schuhe)

2 – 4 Liter Trinkwasser pro Person und Tag

Gewicht der Rucksäcke: Dagmar 19,5 kg , Uli mit Kameraausrüstung 22 kg

Muskelkater, die ersten drei Tage, dann dran gewöhnt.

Aufstehen morgens mit dem Einsetzen des Vogelgezwitschers, ca. 6.30 Uhr. Schlafen abends mit Einsetzen der Dunkelheit ca. 21 Uhr.

6 x Wäschewaschen zwischendurch

Für alle, die gerne mal länger unterwegs sein wollen: Gewichtsoptimierung ist alles. Wir liefen die Tour mit einer Garnitur zum wechseln. Wie am Temperaturrange zu sehen ist, werden Mütze, Handschuhe, wind- und wasserdichte Jacke genauso gebraucht, wie Sonnencreme und Hosen, die man zippen kann. An Proviant ist immer wichtig, genügend Wasser dabei zu haben, ansonsten nur die jeweilige Tagesration. Wir lösten das Problem, in dem wir, auch wenn wir z.B. wild campten, morgens irgendwo frühstückten und uns dort ein Lunch-Paket mitnahmen. Und natürlich haben wir eine eiserne Reserve dabei, Tee, Trockenobst, Pistazien für den Salzgehalt und eine Tütensuppe.

Fazit:
Gerade bei solchen längeren Touren gilt: Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich. Wir haben ein tolles Gefühl für unsere Gegend und Landschaft bekommen. Wir konnten total abschalten und haben uns extrem gut erholt.

Weite Strecken waren wir wirklich unter uns, also sprichwörtlich allein unterwegs. Wir haben niemanden mit großen Rucksäcken getroffen. Auf der ganzen Tour gab es 2×2 Wanderer, die ebenfalls ein Zelt dabei hatten. Zwei Männer wanderten den Westweg von Haslach nach Basel, allerdings nur mit Tagesgepäck. Im Schwarzwald waren noch einige Tagestourenwanderer unterwegs, in der Haslach- und der Wutachschlucht ist natürlich auch in der Woche Betrieb. Auf dem Querweg begegneten wir noch einer Familie, die Richtung Freiburg lief. Ostern im Hegau wie auch an den Wochenenden gab es natürlich auch genügend Tagesausflügler mit Kinderwagen. An den weniger guten Tagen trafen wir lediglich die, die immer raus müssen: Hundebesitzer. Und das war´s dann auch schon im wesentlichen. Beste Voraussetzungen für eine chillige Auszeit.